Neustart Dorfgemeinschaftshaus

Das Dorfgemeinschaftshaus (DGH), eine unendliche Geschichte. Wie Ihr sicherlich aus der Zeitung etc. mit bekommen habt, stand die Finanzierung des DGH auf der Kippe. Der Eigenanteil der Gemeinde sollte laut Ratsbeschluss bei 200.000 € festgeschrieben bleiben. Die Baupreise sind dieses Jahr explodiert. Die ursprünglichen Kosten sind von rund 993.000€ (Sept. 2020) durch die erhöhten Baukosten nach der aktuellen Kostenschätzung des Architekten um 175.000€ gestiegen. Dadurch ist eine Finanzierungslücke mit einem deutlicher Fehlbetrag entstanden. Fließen in die Schätzung dann auch noch Außenanlagen, Fachberater technische Gebäudeausrüstung und Inneneinrichtung ein, wozu es unterschiedliche Standpunkte und aber auch Lösungsansätze gab, ist der Fehlbetrag ggf. noch höher.

Aus diesem Grund fand am 24.09.21 ein gemeinsames Gespräch mit Herrn Varoga vom Amt für Regionale Landesentwicklung (dem Amt, was für die Verteilung von Fördermitteln für die Entwicklung im ländliche Raum zuständig ist), seinem Mitarbeiten Herrn Köhler, Herrn Dieckmann und Frau Lühmann von der Gemeinde, Herrn Tienken als ein Vertreter aus der Politik und Volker Bauermeister, Pascal Gentner, Kai Szymanski und mich als Vertreter des Bürgervereins statt. Denn Fakt ist, das DGH ist unterfinanziert und damit konnte das Amt die in Aussicht gestellte Fördermittel in Höhe von 500.000 Euro nicht bereitstellen. Damit fallen auch die vorher schon zugesagten Ko-Finanzierungsmittel in Höhe von 343.000€ weg. 843.000€ Fördermittel, die durch das notwendige Zurückziehung des Antrages auf Fördermittel nicht fließen werden. Aber selbst wenn der Antrag auf die Fördermittel nicht zurückgezogen worden wäre, wäre es letztendlich wegen der Fehlbetrages durch die Deckelung des Gemeindeanteiles bei 200.000€ dann auch vom Amt für ARL nicht bewilligt worden. Die Diskussion, ob man sich dadurch was entgehen lässt, will ich hier jetzt nicht führen.

Und da saßen wir nun ziemlich ratlos. Wir überlegten hin und her, es kam nochmal das Thema Bestandsimmobilie auf. Wir wiesen auch nochmals auf das mit den Bürgern erarbeitet Konzept eines „Bienenstocks“ hin, etwas lebendigem, liebenswertem, wo man einfach vorbei kommen kann und wo gleichzeitig mehrere Gruppen/Veranstaltungen stattfinden können, so dass immer wieder Begegnungen und Kontakte stattfinden. Und einem Ort für neue Möglichkeiten.

Da tat sich mitten im Gespräch ein neuer Weg auf. Herr Varoga hat mehrfach in Gesprächen erwähnt, dass er das Projekt eines DGH für ein gutes und förderwürdiges Projekt hält. Und wir werden in Bokel zukünftig ein erhöhtes Raumbedarf haben. Durch die Ganztagsbetreuung ab 2026 muss eventuell an eine Mensa gedacht werden, was passiert mit den Jugendräumen an der Schule, wenn die Schule diese Räume benötigt. Die Räume waren ja von vornherein so konzipiert, dass sie bei Bedarf wieder durch die Schule genutzt werden können. Daher hat Herr Varoga vorgeschlagen, die beiden Ideen, den erhöhten Raumbedarf durch die Schule und ein DGH, zu versuchen überein zubringen. Das sei doch charmant, meinte er. Was wir davon halten würden. Und dadurch könnte man auch die Pflichtaufgaben und die freiwilligen Leistungen der Gemeinde verbinden. Somit gäbe es keine Probleme für die Kommunalaufsicht. Was uns dann wirklich beeindruckt hat, ist der persönlich Einsatz von Herrn Varoga. Er wollte gleich „Butter bei die Fische“ bringen. Konkret hat er vorgeschlagen auf einen Samstag (!) im Januar gemeinsam einen Workshop durchzuführen. Auf einen Samstag, so dass man ohne Zeitdruck arbeiten könne. Und wir sollten uns alle freimachen von den Gedanken an Fördermittel, erstmal gemeinsam zu spinnen, Ideen zu entwickeln. In einer arbeitsfähigen Gruppe der Interessenvertreter, die auch die Kritiker miteinbezieht. Er schlug auch vor, diesen Workshop von in solchen Prozessen erfahrenen externen Moderatoren begleiten zu lassen und hat dazu Vorschläge unterbreitet.

Es ist uns nicht leicht gefallen zuzustimmen, dass die Gemeinde den Förderantrag zurückzieht. So eine hohe Fördersumme ist schon so was wie ein 6er im Lotto. Hätte es einen anderen Weg gegeben? So, wie die Dinge gesetzt waren, hatte der Antrag einfach keine Chance und wäre Seitens des ARL abgelehnt worden. Wir denken, dass sich mit dieser Entscheidung sich jedoch zeitgleich ein neuer Weg für alle aufgetan hat. Herr Varoga bot an, diesen zu begleiten. Das hat uns Mut gemacht. Wir sind auch positiv gestimmt und verhalten optimistisch. Wir haben die Rückmeldung erhalten, dass unsere Ideen eines DGH gut und förderwürdig seien. Eine tolle Bestätigung für die viele Arbeit, die in dem Projekt, was ja nun schon seit 2016 läuft, drin steckt. Und wo auch schon viel Federn gelassen wurden. Uns freut auch der persönlich Einsatz von Herrn Varoga. Wir empfinden es nicht als selbstverständlich, dass ein Außenstehender seine Zeit und Mühe für unser Dorf einsetzt, auch wenn es natürlich auch seine Arbeit ist. Unser Bauchweh in Bezug auf die Finanzierung konterte er: In all seinen über 20 Berufsjahren sei für ein gutes Projekt immer Geld da gewesen, vielleicht nicht sofort, aber mittelfristig. Es könne das natürlich nicht garantieren, aber das wären seine Erfahrungen. Von seinem Optimismus und seinem Tatandrang haben wir uns anstecken lassen. Und nicht nur wir vom Bürgerverein…auch die anwesenden Vertreter von Gemeinde und Politik fanden die Idee spannend. Es entstand richtig eine Aufbruchsstimmung. Wir wollen diesen Weg jetzt gemeinsam gehen und schauen, was für Bokel benötigt wird, um zukünftig gut aufgestellt zu sein und was möglich ist. Es bietet zudem auch noch die Möglichkeit, den gerade begonnenen Prozess der kommunalen Nachhaltigkeit durch mit einem weiteren Projekt zu bereichern und auch dadurch die Zukunftsfähigkeit der Ortschaft und der Gemeinde zu fördern. Gemeinsam wagen wir jetzt einen Neustart für ein nachhaltiges Gesamtkonzept. Es ist eine Chance, die wir uns nicht entgehen lassen.

Juliane Netzer

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Quellangaben:

Nordseezeitung vom 13. Oktober 2021

Nordseezeitung vom 16. Oktober 2021